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Verbraucherschutz

Durchgeklickt statt reingefallen – Ein Schülerworkshop zum Verbraucherschutz im Netz

Ein Workshop am Schülermedientag
Verbraucherschutz „Welche Seiten im Netz kann ich eigentlich besuchen, ohne dass mir etwas passiert?“ (Bild: Martin Storz, Text: Annette Thunemann)

Das fragte ein Schüler beim Workshop „Durchgeklickt statt reingefallen“ der im Rahmen des SMEP-Schülermedientages am 9. Dezember 2013 in Stuttgart stattfand. Im Workshop drehte sich alles um das Thema Verbraucherschutz im Netz. Er wurde von der Diplom-Pädagogin Annette Thunemann geleitet. Ein Schüler wollte z.B. wissen: „Welche Seiten im Netz kann ich eigentlich besuchen, ohne dass mir etwas passiert.“ Schon anhand dieser Frage wurde deutlich, dass die Verunsicherung groß und es für Jugendliche häufig schwer zu durchschauen ist, welche Seiten im Netz problematisch sind und welche nicht. Aber es gibt einige nützliche Tipps und Tricks, um sich beispielsweise vor Abzocke zu schützen. Ein Aspekt dabei ist der Datenschutz, denn auch mit den zahlreichen Daten, die sich im Netz finden, können Unternehmen viel Geld machen. Je mehr Daten die Unternehmen von ihren Nutzern haben, desto besser können sie ihre Werbung personalisieren – und damit steigt die Kaufwahrscheinlichkeit. Auf seine Daten zu achten ist also schon ein wichtiges Element des Verbraucherschutzes.

 

Mit einem Streifzug durch das Netz machte die Referentin auf die Maschen der Abzockseiten aufmerksam. Dabei standen neben angeblich kostenlosen Grußkarten weitere jugendspezifische Themen wie Songtexte, Spiele und kostenlose Software im Fokus.

Dieses Beispiel von Songtexte-24 zeigt, dass der Nutzer erst zahlreiche persönliche Angaben machen muss, bevor er überhaupt einen einzigen Songtext einsehen kann. Noch dazu findet sich am Bildschirmrand der Hinweis darauf, dass der Nutzer mit der Zustimmung zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ein Abonnement in Höhe von 96,00 €/Jahr abschließt. Und das, obwohl sich Songtexte auch kostenlos im Netz finden lassen.

Auch der Blick auf das Impressum kann hilfreich sein, wenn es darum geht, dubiose Seiten als solche zu identifizieren. Dieses sollte in jedem Fall vorhanden und vollständig sein, d.h. der Anbieter muss mit Klarnamen, vollständiger Anschrift und normaler Rufnummer (ohne Extrakosten) angegeben sein. Namen wie „Nico Neugeboren“ (www.songtexte-24.de) oder die Unternehmensform „Limited“, kurz Ltd., sollten den Nutzer stutzig machen und zu besonderer Vorsicht führen.

Nachdem die Jugendlichen gemeinsam mit der Referentin einige Internetseiten durchgegangen waren, konnten sie das neu erworbene Wissen gleich in der Praxis anwenden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bietet auf seiner Internetseite ein Browserspiel für Jugendliche an, bei dem sie sämtliche potentiellen Gefahrenstellen einer Seite identifizieren müssen: Hier sollte z.B. auffallen, dass zahlreiche persönliche Angaben, darunter auch Anschrift und Geburtsdatum zu machen sind, was bei kostenlosen Angeboten in der Regel nicht notwendig ist.

Die jungen Workshopteilnehmerinnen- und teilnehmer hatten dieses Prinzip schnell verstanden und kamen mit dem Spiel gut zurecht. „Das werde ich zu Hause direkt auch mal ausprobieren“, freute sich eine Schülerin. Die Referentin stellte den Jugendlichen eine Checkliste zur Verfügung, die sie bei der täglichen Tour durch das Internet nutzen können, um Abzockseiten auf die Schliche zu kommen. Folgende Fragen sollten in jedem Fall durchgegangen werden:

  • Muss ich auf der Seite Angaben machen, die über Benutzernamen, Email-Adresse und Passwort hinausgehen?
  • Steht auf der Seite irgendwo etwas von Kosten? Habe ich auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen im Hinblick auf Kosten geprüft?
  • Habe ich klären können, was mit meinen Daten passiert, nachdem ich diese eingetragen habe?
  • Hat die Seite ein Impressum mit vollständigen Angaben (Klarnamen des Anbieters, Anschrift und Rufnummer ohne Zusatzkosten)?

Für diejenigen Schüler, die die AGB gar nicht beachten, hatte Frau Thunemann noch einen Tipp: „Nutzt zumindest die Suchfunktion, um nach versteckten Kosten zu schauen. Durch das gleichzeitige Drücken der Tasten Strg und F öffnet sich ein Suchfeld. Gebt dort aber nicht nur das Eurozeichen ein, sondern auch das Wort Euro in ausgeschriebener Form. Das Zeichen für den Euro fällt dem Leser eher auf, weswegen es die Anbieter nicht gerne verwenden.“

Im nächsten Teil des Workshops ging es um Abzocke und Datensicherheit bei Smartphones. „Ich lese die Berechtigungen nicht wirklich durch, bevor ich mir eine App herunterlade“, gab ein Schüler zu. Wie wichtig das aber ist, machte die Referentin anhand einer Taschenlampen-App deutlich. „Vergleichen lohnt sich“, lautete ihr Fazit. Während die eine Taschenlampe unzählige Berechtigungen verlangt, z.B. für Netzwerkkommunikation, Telefonanrufe etc., verlangt die andere App lediglich die Berechtigung für die Kamera. Und diese ist für das Funktionieren einer Taschenlampen-App allein notwendig.

Abzocke kommt vor allem bei Spielen auf den Smartphones häufig vor. Möchte der Spieler schneller vorankommen oder ein Level nicht erneut wiederholen, kann er sich für reales Geld die Währung des Spieles dazu kaufen. Nicht selten hängt der Spielspaß maßgeblich von diesen Währungen ab, und die Bereitschaft, neue sog. „Add-Ons“ dazu zu kaufen, ist groß.

Je nachdem, wie viel der Nutzer an Spielwährung dazu erwerben möchte, liegt der reale Preis bei dem Spiel „Find Objects“ zwischen 1,99 und 99,99 meist US-Dollar. Nutzer von Smartphones sollten sich also vor jedem Download einer weiteren App fragen, ob sie diese App tatsächlich brauchen, ob die gewünschten Berechtigungen gerechtfertigt sind und ob es datenschutzfreundliche Alternativen gibt.

Da die Schülermedienmentoren für gewöhnlich selber viele verschiedene multimediale Inhalte erstellen, gab die Referentin ihnen Hinweise, was sie wo veröffentlichen dürfen und wo sie bei Bedarf Inhalte finden, die sie weiter verwenden dürfen. Diesen Abschnitt gestaltete Annette Thunemann anhand einer Quizshow und teilte die Gruppe zu diesem Zweck in zwei Gruppen ein.

In der ersten Runde ging es um den so genannten „Entscheidungsbaum“: Die Schüler sollten entscheiden, unter welchen Bedingungen ein Foto wie veröffentlicht werden darf. Als Grundlage diente Material von Klicksafe. Die Gruppe, die den Entscheidungsbaum schneller, und vor allem richtig, zusammenlegte, erhielt einen Punkt.

Anschließend erklärte die Referentin das System der so genannten Creative Commons. Künstler haben die Möglichkeit, ihre Inhalte mit dieser Creative Commons Lizenz (CCL) zu versehen und anderen Personen zur Verfügung zu stellen. An die weitere Nutzung sind meistens bestimmte Bedingungen geknüpft, die der Künstler selbst wählen kann und die der Nutzer einzuhalten hat. Welche Bedingungen das sind und wie die einzelnen Zeichen zu verstehen sind, findet man im Netz auf der Seite creativecommons.org.

Die beiden Gruppen hatten nun den Auftrag, im Netz so schnell wie möglich einen Inhalt zu finden, der mit einer solchen CCL versehen ist. Dass die Schülermentoren sich bereits mit diesem Thema beschäftigt hatten, wurde deutlich, als beide Gruppen innerhalb weniger Sekunden einen solchen Inhalt aufrufen konnten.

In der dritten und letzten Runde der Quizshow mussten sich die Gruppen einigen, ob sie die von der Referentin gestellten Fragen, mit „Ja“, „Nein“ oder „Es kommt darauf an“ beantworten würden. Bei der Frage, ob sie z.B. einen Mitschnitt ihrer Lieblingsserie auf YouTube hochladen dürften, waren sich alle schnell einig: Das geht natürlich nicht. Schließlich handelt es sich um urheberrechtlich geschütztes Material. Bei der Frage danach, ob das Logo von SMEP für die eigene Schulhomepage verwendet werden dürfe, herrschte allerdings Uneinigkeit. „Das ist doch nur im Interesse des Landesmedienzentrums“, behauptete ein Schüler. „Fragen muss man trotzdem“, klärte die Referentin schließlich auf.

Nachdem die Sieger der Quizshow gekürt waren, bekamen die Jugendlichen ein Handout ausgeteilt, auf dem nochmal alle wichtigen Informationen und Linktipps gesammelt waren. „Informativ und wichtig“, lautete das Fazit der Gruppe zu dem Workshop „Durchgeklickt statt reingefallen“.

Kontakt

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